Offener Brief zur „Stellungnahme zu den Diskussionen im Social Web zum Master Medien und Kommunikation“ vom 19. Februar

Passau, 20. Februar 2014

Offener Brief bezüglich der „Stellungnahme zu den Diskussionen im Social Web zum Master Medien und Kommunikation“ vom 19. Februar 2014

Sehr geehrter Präsident Prof. Dr. Freitag,
sehr geehrte Kanzlerin Dr. Bör,
sehr geehrter amtierender Vizepräsident für Lehre und Studium, Prof. Dr. Uffelmann,
sehr geehrter designierter Vizepräsident für Lehre und Studium, Prof. Dr. Wernsmann,

am 19. Februar 2014 hat sich die Universität Passau auf dem Uni-Blog zu den „Diskussionen im Social Web zum Master Medien und Kommunikation“ erklärt. Hierzu möchten wir, MuK Aktiv, als zentrale Vertretung für fast 600 Studierende im Bachelor- und Master-Studiengang „Medien und Kommunikation“ an der Universität Passau, offen Stellung nehmen:

Zunächst wollen wir darauf hinweisen, dass die angesprochenen Diskussionen um die Zulassungs- und Personalpolitik der Universität für die Studiengänge „Medien und Kommunikation“ nicht nur im Social Web und nicht erst seit gestern geführt werden: Bereits zu Beginn des Wintersemesters 2013/14 haben wir als MuK Aktiv die nunmehr anschwellenden Ressourcenprobleme offen thematisiert, die durch die Zulassung von damals rund 1.400 Erstsemestern an der Universität und speziell 142 Studienanfängern im Bachelor-Studiengang „Medien und Kommunikation“ die schon angespannte Lage weiter verschärft haben. Wir dürfen Sie daran erinnern, dass die damals befürchtete und nunmehr eingetretene Überbuchung von Lehrveranstaltungen, wie auch die des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft, bereits in der Studentischen Vollversammlung im November mit Ihnen, Herr Präsident Freitag und Frau Kanzlerin Bör, deutlich zur Sprache kam. Wir haben bereits zu diesem frühen Zeitpunkt eine Ausweitung des absehbar knappen Lehrangebots durch eine entsprechende Aufstockung des Lehrpersonals eingefordert.

Darüber hinaus haben wir als MuK Aktiv in den vergangenen Wochen intensive Gespräche mit den Studierenden der „Medien und Kommunikation“, dem kommunikationswissenschaftlichen Lehrbereich sowie mit der Leitung des Bachelor- und Master-Studiengangs geführt, um gemeinschaftlich eine Verbesserung der Lern- und Lehrsituation zu erreichen. Denn die an den Studiengängen beteiligten Lehrstühle und Professuren, insbesondere in den stark nachgefragten kommunikationswissenschaftlichen Modulen, gehen aus unserer Sicht schon seit einigen Semestern an ihre Belastungsgrenze. Damit treten wir auch dem in Ihrer Stellungnahme erweckten Eindruck entgegen, es ginge bei den angesprochenen Diskussionen lediglich um das kommunikationswissenschaftliche Anmeldeverfahren für das Sommersemester 2014.

Ebenso wollen wir richtigstellen, dass die in den Diskussionen erneut benannten Ressourcenprobleme keinesfalls lediglich den Master-Studiengang „Medien und Kommunikation“ betreffen, wie Sie es in Ihrer Stellungnahme darstellen. Richtig ist vielmehr, dass die mehr als doppelte Überbelegung von über einem Dutzend kommunikationswissenschaftlicher Lehrveranstaltungen im bevorstehenden Sommersemester direkt wie indirekt durch die 142 Studienanfänger des Wintersemesters 2013/14 im Bachelor-Studiengang „Medien und Kommunikation“ verursacht wird. Der nunmehr im Sommersemester offen zu Tage tretende massive Mangel an Kursangeboten im Master-Studiengang „Medien und Kommunikation“ ist die logische Konsequenz, die sich aus der explosionsartig gewachsenen Zahl von Studierenden im Bachelor-Studiengang und den zeitgleich nach wie vor stark limitierten Lehrkapazitäten der beteiligten Lehrstühle und Professuren ergibt.

In diesem Zusammenhang möchten wir auch das von Ihnen aufgegriffene „Gerücht, im Bereich Kommunikationswissenschaft solle eine Stelle gestrichen werden“, sprachlich richtigstellen und inhaltlich konkretisieren: Fakt ist, dass zum Ende des Wintersemesters 2013/14 eine Stelle am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft mit jährlich zehn Semesterwochenstunden ausläuft. Dieses Lehrangebot wird ab dem bevorstehenden Sommersemester fehlen.

Sie führen in Ihrer Stellungnahme außerdem beschwichtigend an, dass im Sommersemester 2014 „keinesfalls“ mehr als 71 Erstsemester in den Bachelor-Studiengang „Medien und Kommunikation“ aufgenommen werden sollen. Abgesehen davon, dass diese Aussage vom eigentlichen Ressourcenproblem in beiden Studiengängen der „Medien und Kommunikation“ ablenkt, verwundert uns diese Ankündigung doch sehr: Noch bei der Studentischen Vollversammlung im November haben Sie uns, Herr Präsident Freitag und Frau Kanzlerin Bör, entschuldigend für die immensen Zulassungszahlen im Wintersemester 2013/14 zu erklären versucht, dass sich Erstsemesterzahlen grundsätzlich im Voraus nur schwer abschätzen ließen, da man ja nicht wissen könne, wie viele der zugelassenen Studierenden letztlich ein Studium in Passau aufnehmen würden. Diese „Unsicherheit“ führte im Übrigen bereits in vergangenen Semestern zu höheren Zulassungszahlen im Bachelor-Studiengang als den 60 Erstsemestern, die einst mit dem Bayerischen Wissenschaftsministerium vereinbart wurden.

Deshalb kann Ihre Zulassungs- und Personalpolitik im vergangenen Wintersemester aus unserer Sicht keinesfalls als „bewährt“ betrachtet werden. Schon aus dem kommunikationswissenschaftlichen Anmeldeverfahren für das Sommersemester 2014 ist absehbar, dass die größten Belastungsspitzen für den Bachelor-Studiengang „Medien und Kommunikation“ erst noch im Wintersemester 2014/15 zu Tage treten werden, wenn die 142 Erstsemester des letzten Winters in die Kernphase ihres Studiums gelangen. Diese ist von Forschungsseminaren und Praxisübungen in Kleinstgruppen geprägt und vom Lehraufwand wohl kaum mit anderen Studiengängen vergleichbar. Deshalb bitten wir Sie an dieser Stelle auch dringend zu beachten, dass das Betreuungsverhältnis in den Studiengängen der „Medien und Kommunikation“ nicht allein auf Grundlage nackter Zahlen und im Vergleich mit beliebigen Studiengängen erfolgen kann. Der hohe Praxisanteil und die starke Berufsorientierung, insbesondere des Bachelor-Studiengangs „Medien und Kommunikation“, ist ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil, der durch mangelnde Ressourcen nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden sollte – auch im Interesse der Stadt Passau und der gesamten Hochschulregion.

Wir stimmen mit Ihnen als Repräsentanten für die fast 600 Studierenden der „Medien und Kommunikation“ vollkommen darin überein, dass die Universität Passau „eine nachhaltige, solide Finanzierung und personelle Ausstattung [benötigt], um die größer gewordenen Aufgaben bewältigen zu können“. Wir stellen jedoch gleichzeitig mit großer Sorge fest, dass dies für die Studiengänge der „Medien und Kommunikation“ von der Universitätsleitung nicht entsprechend praktiziert wird. Dies wird insbesondere anhand der angesprochenen Personalpolitik deutlich. Diese ist vor dem Hintergrund der explosionsartig gewachsenen Studierendenzahlen und einer insbesondere in Forschungs- und Praxiskursen nach wie vor notwendigen intensiven Betreuung durch Dozierende beinahe als grob fahrlässig zu bezeichnen.

Auf der Website der Universität Passau werden die Studiengänge „Medien und Kommunikation“ als bundesweit einmalig angepriesen. Das CHE-Ranking attestierte ihnen (bis vor Kurzem zurecht) Bestnoten in „Studierbarkeit“ und „Berufsbezogenheit“. Gerade deshalb haben sich viele Studieninteressierte für die Studiengänge „Medien und Kommunikation“ und die Universität Passau entschieden. Der weiter nach Außen vermittelte Eindruck zweier Vorzeige-Studiengänge steht nunmehr in einer starken Diskrepanz mit den zurzeit vorzufindenden Studienbedingungen. Dieser Etikettenschwindel schadet nicht nur uns Studierenden, sondern auch den Lehrenden und am Ende dem Ruf der gesamten Universität Passau.

Wenn Sie als Universitätsleitung die angesprochene Zulassungs- und Personalpolitik fortführen, ist schon jetzt absehbar, dass Studierende der „Medien und Kommunikation“ den ihnen gesetzlich zustehenden Abschluss ihres Studiums in der Regelstudienzeit unverschuldet nicht einhalten können. Dies kann nicht im Interesse der Universitätsleitung sein und wird schlimmstenfalls zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen.

Wir als MuK Aktiv sind zudem in tiefer Sorge, dass das erst kürzlich fertig gestellte, millionenschwere Zentrum für Medien und Kommunikation (ZMK) aufgrund fehlender oder womöglich falsch verteilter Ressourcen innerhalb der Studiengänge „Medien und Kommunikation“ oder innerhalb der Universität Passau nicht effizient und zielführend genutzt werden kann. Nach dieser immensen Investition öffentlicher Gelder haben Studierende wie Dozierende ein Interesse daran, dass mit diesen Mitteln zukunftsorientiert umgegangen wird. Dies sollte auch im Interesse der Universität, der Stadt Passau, der Hochschulregion und des Wissenschaftsministeriums sein.

Geschätzte Universitätsleitung, jetzt ist die Zeit zu handeln: Schon für das im April beginnende Sommersemester 2014 müssen die entsprechenden personellen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, die die Studierbarkeit der Studiengänge „Medien und Kommunikation“ aufrechterhalten und langfristig wieder verbessern. Noch kann der Imageschaden für die Studiengänge, für die Universität und für die Hochschulregion Passau abgewendet werden. Wir bitten Sie daher eindringlich, umgehend zu reagieren und nicht weiter zuzusehen, bis die Situation im Wintersemester 2014/15 absehbar eskalieren wird.

Mit freundlichen Grüßen

stellvertretend für MuK Aktiv und alle Studierenden der Studiengänge „Medien und Kommunikation“ an der Universität Passau

Maximiliane Meyerdierks (Vorsitzende)

Anja Kulessa (Beisitzerin)

Sandra Bischoff (Stellv. Vorsitzende)

Frank Rebmann (Beisitzer)

 

Der Offene Brief vom 20. Februar 2014 im Original als PDF.

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