Susanne Kurz
Was hat Sie dazu bewegt das zu tun, was Sie heute tun?
Mein Leben hat ja einige biografische Brüche. Als ich mit 20 schwanger wurde, habe ich einfach weiter das gemacht, wovon ich immer geträumt hatte: Filmemacherin werden. Mit 4 Kindern mitten im Leben kam dann irgendwann der Punkt, wo ich etwas mehr Sinn suchte als „nur schöne Bilder“. Mehr und mehr wurde mir wichtig, für wen ich etwas tue und wieso. Braucht die Welt den Film, der hier entsteht? Is it a „movie, that matters“? Ich konnte so an alte Zeiten als – heute würde man es „Aktivistin“ nennen – anknüpfen. Diese Projekte, die gesellschaftliche Themen voranbrachten, die ließen schließlich auch meine lange brach liegende politische Ader wieder schlagen: Speakers-Happenings, Verfassungsjodeln, Hilfe für Geflüchtete. Irgendwann wurde es mir zu bunt. Was ich im täglichen Engagement sah spiegelte sich so gar nicht in politischen Mehrheiten oder gar Gesetzen wider. Da war rasch klar: Ich muss in eine Partei eintreten. Verantwortung übernehmen. Mitgestalten. Mehrheiten für Wandel schaffen.
Welchen Rat würden Sie ihrem 20-jährigen Ich geben?
Don’t date the guy in Amsterdam.
Wie prokrastinieren Sie am liebsten?
Am liebsten – das ist zu privat. 😀
Am zweitliebsten: Nachrichten lesen, Hintergründe lesen. Wann immer möglich auf Papier.
Wenn Sie eine Talkshow für einen Abend moderieren könnten, welche drei Gäste würden Sie einladen?
Oh, das ist schwer. Weil ja die drei Leute, mit denen ich schon immer mal reden wollte, nicht unbedingt die drei sind, zwischen denen das spannendste Gespräch entspinnt…Also … hm… ok… Talkshow:
Elisabeth II. – Queen of England – weil sie nie in Talkshows geht und weil sie in meinem virtuellen Talkshow Traum natürlich auch ihr Elder Statesmenship ablegen würde und frei plaudern würde aus ihrer Zeit als Mutter von 4 Kindern mit Ausbildung zur LKW Fahrerin und Mechanikerin, Wissen in Verfassungsgeschichte und mehreren Sprachen. Von der Erfahrung als Mittzwanzigerin ein Weltreich zu regieren und doch Meinung und Macht nur sehr beschränkt durchsetzen zu können. Dazu würde ich Caroline Emcke einladen. Ich hatte in der Vergangenheit das Vergnügen, ein Interview mit ihr zu drehen. Eine unglaublich kluge Person, deren Kraft und Willen, Hintergründe zu durchdringen und zu verstehen, Perspektiven nachvollziehen zu können, die nicht ihre eigenen sind, ich sehr schätze. Last not least darf natürlich Robert Habeck nicht fehlen. Nein, ich habe noch nie ein Gespräch mit ihm geführt, das über Smalltalk hinaus ging. Und ich finde das reflexhafte Habeck einladen im deutschen Talk-TV schwierig, aber wenn er nur ein Viertel so gut redet, wie er schreibt, dann darf er hier in keinem Fall fehlen.
Was darf in Ihrem Urlaubskoffer niemals fehlen?
Meine Pfadfinder-Vergangenheit spielt hier gehörig mit rein: Zahnbürste. Taschenmesser. Lappen. Schnur.